Freitag, 2. Januar 2015

3 Notschweinchen in unserem Haus

Liebe Kätzelsfreunde,

Weihnachten ist ja DIE optimale Zeit der Nächstenliebe und weil wir Kätzels lieben und die Kätzels auch uns, wollten wir vor den Festtagen noch ein paar besonderen Schweinchen ein neues Zuhause auf Zeit bieten: Ebay-Schweinchen! 

Mit solchen Schweinchen ist es immer so eine Geschichte... Leni war ein Ebay-Schweinchen, Unni war ein Ebay-Schweinchen - aber beide kamen aus sorgsamen Händen und wurden von wissenden Menschen angeboten, in deren Gruppen sie jeweils nicht integriert werden konnten. Solchen Schweinchen geben wir gern ein endgültiges Zuhause. 

Weitergehend findet sich in Kleinanzeigen leider eher der Bodensatz der Meerschweinchen"interessenten" als da wären 

- Vermehrer mit ausgemachter Profitintention (professionelle Bilder, saubere Gehege, hohe Preise im Vergleich zu anderen (ca. 25 € pro Tier) - man könnte glauben, es wären Züchter, aber Züchter haben nicht! ganzjährig unendliche Massen an Tieren abzugeben)

-  Vermehrer mit Profitintention aber weniger anschaulichem Equipment (tarnen sich als "nur noch 2 Schweinchen abzugeben" oder "Unfallschweinchen abzugeben", die wohnen dann gern ohne alles in Gitterbehausungen mit dreckiger Einstreu o.ä. - Schweinchenpreis um die 10 €)

- Kinderzimmerschweinchen (die Tiere sind traurige Gestalten, die die Hoffnung schon aufgegeben haben - abzugeben oft wegen "Allergie eines Familienmitglieds", entweder als zu verschenken oder für wenige €)

- Böckchenhalter, die mit ihren Tieren überfordert sind (die Tiere sind fast immer unkastriert und trotzdem wollen die ehemaligen Besitzer noch Geld!)

- Einzelschweinchen (entweder schon einen Leben lang allein, angeschafft als Entertainmentsklaven oder mit verstorbenem Partnertier (das eher selten))

- Halter, die "nur zwei Weibchen aus dem Zooladen gekauft haben" (und dann plötzlich ein Weibchen und ein Böckchen dasitzen hatten und das Weibchen war natürlich trächtig, oder eines der Weibchen kam schon trächtig aus dem Zooladen - und im Endresultat ist der Wurf vielleicht schon gefallen und die kleinen Böckchen reproduzieren sich mit ihren Schwestern und die Besitzer haben plötzlich 20 Tiere und wissen nicht, wohin damit).

Es darf geraten werden, bei wem wir gewesen sind...

Eine ganze Zeit lang konnten wir uns diese Anzeigen nicht mehr ansehen, aber ehrlich, wann, wenn nicht zur Weihnachtszeit sollte man sich kleinen Seelchen annehmen, die nichts für das Unglück können, in das sie geraten sind, und ihnen eine neue Heimat bieten!?

Schauen wir uns eben das Bild an, auf das wir schlussendlich reagiert haben:



Der Kontext war nach Aussage der Besitzerin, dass sie ein paar Schweinchen von einem Freund gerettet haben, weil dieser die Tiere zu Schlangenfutter verarbeitet hätte. Leider hat sie sie zwar nach Geschlechtern getrennt, dabei aber ein omnipotentes Böckchen vergessen, das gleich mal saftig zugeschlagen hat und voila, waren es: 18 Schweinchen - 14 Weibchen und 4 Männchen. Geld für die Tiere ist Mangelware, ein Familienmitglied hat eine angebliche Allergie und 3 Weibchen sind schon wieder trächtig - eine quasi ausweglose Situation. Im Bild oben die 14 Weibchen. Es sind durchweg Crested, kaum auseinander zu halten - vor Ort hygienische Zustände, aber eben auch Verzweiflung, weil die vielen Tiere neben Geld auch Nerven fressen. Schweinchenübergabe bei Ebay-Menschen gleicht in solchen Fällen keiner Teestunde, sondern man packt ein paar Schweinchen - und bei dieser Menge war es willkürlich - und haut mit ihnen ab, aber nicht, bevor man nicht mehrfach den Hinweis auf die Nothilfevereine vor Ort gibt und die Adressen der Notstationen auch da lässt. Die Tiere gab es quasi gratis.

Währenddessen stellt sich die Frage: macht man es richtig, nicht alle zu retten? Hilft so wenig Hilfe und ist es nicht besser, der Familie finanziell unter die Arme zu greifen, Überzeugungsarbeit zu leisten, mit ihr zusammen vielleicht bei den Nothilfevereinen anzurufen oder intensiv andere Lösungen in Betracht zu ziehen? Das sind freilich nette Gedanken, nur denken die Menschen beim Thema Haustiere meist, sie machen von selbst alles richtig. Bevormundung und Instruktionen können je nach Temperament zu komplettem Ausschluss von Lösungen oder zur Ablehnung aller Hilfe führen. Wir konnten bei der Abholung leider keine intensiven Gespräche führen und nahmen einfach, was wir kriegen konnten: Schweinchen in Not. Mit Bissverletzungen, mit Pilz und schließlich auch mit Hoden, da eines der Tiere, das wir aufnahmen, so mini war, dass wir erst bei Betrachtung zuhause feststellen konnten, dass wir ein kleines Böckchen im Schlepptau hatten.

Das ist nur fast 2 Wochen her: wir haben 3 Tiere zu uns geholt, zwei schwarze Crested von ungefähr gleichem Alter (jetzt etwa 4 1/2 Wochen) mit Namen Lui und Abby und ein Crested in Agouti (ca. 4-5 Monate alt) mit Namen Rosella. Inzucht ist hier im Paket natürlich inbegriffen und trotzdem sind die Miniaturen stark und sehr eigen und entwickeln nach und nach mehr Selbstbewusstsein. 


Bilder haben wir noch keine guten

Rosi hat leider die Bissverletzung, was bei 14 Schweinchen (und darunter waren ja nun auch Böckchen, die erst mit unserem Besuch ins Böckchengehege umzogen) und aggressiven trächtigen Tieren kein Wunder ist, Abby hat den Pilz. Lui hat zu seinem (und unserem Unglück) die Hoden und wir waren da recht eifrig und wollten ihn am liebsten noch vor Weihnachten frühkastrieren lassen, obwohl er da nur 185 g wog. Die teure Tierklinik um die Ecke, deren diensthabende Ärztin an einem Sonntagabend nicht mal die Geschlechter bestimmen konnte, war wieder unfähig, mit Terminen und ordentlichen Preisen aufzuwarten und unsere Stammtierärztin war schon im Weihnachtsurlaub. Retter in der Not war Dr. Koch, der Lui vor 3 Tagen eeeeeeendlich fit im Schritt machte. Zwar nahm Lui uns die doofe OP erstmal krumm und sein Blick, zurück in Schweinchenmuttis Armen (in der Box) war auch absolut vorwurfsvoll, aber nach der Heimfahrt wetzte er schon wieder durch die riesige Reisebox und machte auch sonst keine Anstalten, sich kränklich oder anderweitig demotiviert zu fühlen.

Wie geht es nun weiter mit den Miniaturen? Nun, dauerhaft bei uns bleiben werden sie nicht. Schweinchen fetzen und viele Schweinchen fetzen viel, aber irgendwann sind wir auch mal ausgebucht. Bei 10 Tierchen war eigentlich die Grenze, bevor Luna vor (schon) fast einem Jahr dazustieß. Die Miniaturen dürfen sich nun einen Monat bei uns regenerieren, bevor es dann für sie in die Vermittlung geht. Wie es die Zeit zulässt, werden wir sie euch noch ein bisschen genauer vorstellen und auch vom Vermittlungsprozess berichten. Uns ist ein akurates und liebevolles Zuhause für diese Schweinchen absolut wichtig, d.h. das neue Heim werden wir hoffentlich besuchen können und auch die zukünftigen Halter ein bisschen näher kennenlernen, absolute Schweinchenverehrung ist eigentlich ein Muss. Abby, Lui und Rosi sind bereits eine perfekte Gruppe, die sich aufgrund ihrer Vergangenheit bestens versteht: Rosi ist sehr schüchtern den Menschen gegenüber, die Minis sind eher sportlich - in einem Monat werden sie schon kleine Charakterköpfe sein, aber trennen möchten wir sie eigentlich nicht.

Wenn ihr Interesse an ihnen habt, hier schon mal die Ankündigung, dass wir in ca. 4 Wochen eine E-mail-Adresse veröffentlichen werden, über die ihr uns gerne kontaktieren könnt. Interessenten kommen am besten aus dem Raum Berlin - ein Tierversand wird nicht stattfinden. 

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Die Kätzels selbst wuseln so vor sich hin. Gisi und Unni machen ihre hormonellen Geschichten ziemlich zu schaffen und leider sind die jeweiligen Kastraten nicht in der Lage, mal ein bisschen Ruhe ins Gehege zu bringen. Aber gucken können sie schön. Bärchen wiegt über 1400 g und Ilse ist zur Zeit in Kuschelstimmung und kuschelt wahlweise mit Doris oder Horst.

Ansonsten gilt: Es grüßt euch sehr, der Gisibär!


Und alle Kätzels wünschen unseren Lesern ein pralles Jahr ohne jedes Unglück, einen Beutel Heu in der Tasche und immer gute Augen, dass ihr weiterhin von uns lesen könnt!