Sonntag, 22. März 2015

Freud und Leid liegen oft nah beieinander

Mit diesem Blogeintrag müssen wir mal wieder zu einem Rundumschlag ausholen und viele Dinge nacherzählen, die sich bei den Kätzels getan haben. Während die ersten beiden Monate des Jahres wirklich eher ruhig gewesen sind, tat sich aktuell so einiges und leider auch nicht nur Schönes.

Los ging es im Februar, als wir neben dem Hamster das erste Nichtkätzel einziehen lassen haben: einen Minifuchs namens Kasa, der aus dem Tierheim in Verlorenwasser kam (das wir trotzdem nicht empfehlen können, deshalb gibt es keine Verlinkung). Kasa ist 7 Jahre alt und ein Rumänienimport und warum wir uns so verliebt haben, können wir gar nicht so genau sagen - aber Platz war noch in unserer weiträumigen Hütte und es ist nie etwas schlechtes, wenn man die Kapazität und den Mut hat, einem Tier ein gutes Zuhause zu geben, das einem das Gefühl gibt, sich bei einem wohlzufühlen.

 
Original Minifuchs


Kasa findet die Kätzels natürlich unheimlich interessant, ist aber vor allem hinter den Miniaturen her, an die sie natürlich nicht im entferntesten kommt, so hoch sie sich auch am Schrank streckt. (Die Miniaturen sind jetzt in ein provisorisches erhöhtes Gehege gezogen - aus Safety-Gründen.)

Die "Rodentia" liegt uns nun endlich vor und der Meerschweinchen in Not e.V.-Artikel ist bombastisch gut geworden, absolut clever geschrieben, den können wir nur zur Lektüre empfehlen. (Ja, in echt, und dass Schweinchenmutti den verfasst hat, das hatten wir ja neulich schon mal erwähnt.)


Kaufst du!

Auch schön ist: die erste Miniatur hat ein neues Zuhause gefunden! Rosi - die wir kurzfristig zu den Indianos gesetzt hatten, da der Gedanke aufkam, man könnte sie vielleicht ja behalten - ist am Mittwoch zu einem flotten Kastraten namens Fritz gezogen. Post von Rosis neuer Familie hatten wir auch schon und Rosi scheint sich von ihrer besten Seite zu zeigen, was uns echt freut:

"In den ersten Stunden und in der ersten Nacht saßen Rosi und Fritz getrennt voneinander einer links im Gehege einer rechts im Gehege. Es gab so gut wie keinen Kontakt. Rosi hat einen Berg Heu gefuttert in den ersten 24 Stunden, sie ist an ihr Trockenfutter gegangen und hat frische Gurke, Paprika und Salat genommen. Seit gestern nun sitzen die beiden Schweinchen in einem Haus nebeneinander, Fritz gurrt sie ab und zu an, Rosi gibt keinen Ton von sich, scheint aber seine Nähe auch nicht schrecklich zu finden. Streit und Auseinandersetzungen gibt es gar nicht. Sie haben so ihre Lieblingsplätze im Gehege (das merkt man beim Streuwechsel), aber wenn ein Mensch in der Nähe ist, dann sind sie beide grundsätzlich in ihrer Schutzhütte." 


Dies hätte dein Schwein sein können!

 Jetzt suchen wir natürlich noch ein neues Plätzchen für Abby und auch eines für Lui, die mit zunehmenden Alter die Sympathien füreinander zu verlieren scheinen. Lui ist eher ruhig und nicht sonderlich dominant, Abby scheint ein Regierschwein zu sein, gemeinsam sitzen sie derzeit ihre Zeit hier ab. Das ist unseres Erachtens echt suboptimal, aber die Anfragen, die für beide bisher eingingen, waren echte Katastrophen - das negative Highlight für Lui war eine Französin, die ihn 4 Monate hier in Berlin als Einzelschwein halten will und die dann wieder wegzieht (Luis Schicksal ungewiss - wir haben unfreundlich abgesagt), das negative Highlight für Abby war eine Frau, deren Haltung erst sehr optimal klang, die dann aber meinte, sie wolle, dass Abby mindestens einmal Babys bekommt, weil das ja so natürlich wäre, und die auf unsere Absage meinte, wenn wir so wählerisch wären, würden wir die Tiere "nie losbekommen". Um das Loskriegen geht es uns gar nicht, warum auch, die Schweinchen leben hier wie Könige in Frankreich, aber ein stabiles, dauerhaftes Zuhause in netter Gesellschaft ist eben doch erstrebenswert und mehr als eine artgerechte Unterkunft mit umsorgender Haltung außerhalb unseres Hauses suchen wir gar nicht - so schwer kann das eigentlich nicht sein. 


Lui, die zarteste Versuchung seitdem es Frühkastraten gibt

Rüsselabby, die immer noch Anschluss an eine große Gruppe sucht


Ansonsten schweineln die Kätzels so vor sich hin, die Indianos leben wieder zu dritt




und die Bären haben sich alle gern. 






Leider gibt es aber heute auch sehr schlimme Nachrichten, die wir selbst noch gar nicht richtig verarbeitet haben und die uns auch nachhaltig beschäftigen: unser wunderbarer Ernabär, unser erstes Schweinchen, das mit Doris vor 3 Jahren zu uns zog, ist an Leukose erkrankt, der tödlichsten Meertierkrankheit überhaupt. Die Nachricht erreichte uns vor 2 Tagen, wir wissen nicht so wirklich ein, noch aus, haben gestern eine Therapie gestartet, die ihr Leben vielleicht noch um ein paar Wochen verlängern wird, das ist alles so teuer für die viel zu geringe Chance und oft sitzen wir da und sind furchtbar traurig, weil es Erna, von allen Schweinchen auf dieser Welt, nicht verdient hat, ihr Leben so früh wieder aufgeben zu müssen, weil sie so gerne lebt und so fröhlich und widerborstig und frei ist, obwohl sie klein ist und im Rudel nie ein höheres Amt bekleidete. 

Die Krankheit ist sehr aggressiv und die Tumore verbreiten sich rasend - wir wären aber gar nicht mal darauf gekommen, hätte sie nicht vergangene Woche an einem Abend zusammengekauert im Gehege gesessen und der Schweinchenpapi schnell den Tierarztbesuch klargemacht. Schlecht war, Samstagabend hatte nur die dilettantische Tierklinik um die Ecke noch Bereitschaft, die grundsätzlich immer alle Katzen und Hunden vor den Nagetieren behandelt (Mindestwartezeit meistens 1 Stunde) und dann auch nur eine Ärztin hat, die überhaupt Schweinchenkenntnisse besitzt und die natürlich innerhalb von Notfallzeiten nie zu sprechen ist. Auch für Erna war kein Arzt da, der sich mit Schweinchen auskannte. Schweinchenpapi verschrieb sich quasi selbst die Medikamente, die aber auch nur gegen Aufgasung, eine Nebenwirkung, halfen - eine Diagnose - DIE Diagnose! - stellte man dort nicht. Kostenpunkt für tierärztliches Nichtwissen am Samstagabend: 140 €. Erst nach Weiterleitung von Röntgenbildern an unsere Stammtierärztin und der dortigen Anfertigung eines großen Blutbildes, bekamen wir Bescheid. 

Nun füttern wir Erna mit Tabletten und Quatsch und sie macht so gut mit, wie wir es von ihr wegen ihres zauselnden Wesens nie erwartet hätten, aber der Abschied hat schon begonnen und ist so quälend, weil da ein Schweinchen vor uns sitzt, das so furchtbar fehlen wird, wenn es nicht mehr da ist - und es weiß von allem Gott sein Dank noch nichts, während wir schon die Lücke spüren, die Erna hinterlassen wird.